This is Chris NOT LA

Mittwoch, 30. September 2009

Knuts, Kunts... Kunst ...und ganz unten ein Künstler

Nun ist es mittlerweile 3 Tage her, seit der internationale Kunstzirkus seine Zelte in Berlin abgebaut hat. Ein Kollege, der kürzlich sein Meisterschülerstudium an der UDK erfolgreich absolviert hat war ebenfalls unter den ausstellenden Künstlern. Nachdem ich schon die Meisterschüler Ausstellung verpasst hatte, sah ich dies als die beste Gelegenheit sein Werk mal betrachten zu gehen. Da es sich dummerweise um eine Installation handelte und ich mit Installationen eher schlechte Erfahrungen gemacht hab, war die Motivation auch dementsprechend nicht vorhanden. Womit mein persönliches Kunstabenteuer auf die abc Eröffnungsparty im Haus am Köllnischen Park beschränkt blieb.

Aber die Kunst macht es einem auch wirklich nicht leicht Zugang zu ihr zu finden. (Folgendes gilt nicht: Kunst kaufen und sammeln, auf Vernissagen aufkreuzen und Gratis Getränke abstauben, Kunst Leistungskurs, Windowcolours.) Kunst voll und ganz zu genießen fällt ziemlich schwer, ohne das minderwertigkeitskomplexauslösende Gefühl zu haben, der einzige zu sein der die Landschaft einfach nicht erkennt, oder der trotzigen Meinung ist, dass die anderen Ausstellungsbesucher genauso ahnungslos sind und nur so tun als hätten sie die Landschaft erkannt oder ohne plötzlich festzustellen, dass es sich um ein Portrait handelt. Da steht man nun vor dem höchsten kulturellen Gut, das die Menschheit zustande gebracht hat, etwas das keinen konkreten Zweck verfolgt, aber scheinbar trotzdem eine Daseinsberechtigung besitzt, so dass man sich früher oder später doch mit ihr beschäftigen muss, der Kunst, diesem enigmatischen Blödsinn. Man kann es natürlich als Blödsinn abtun und sich dann wieder der Briefmarkensammlung widmen. Man kann sich jedoch auch sagen „So kommst du mir aber nicht davon, liebe Kunst.“ und sich professionelle Hilfe suchen. Zum Beispiel hier, hier oder hier.

Aber ist man danach wirklich im Stande die Landschaft zu sehen? Ist man dann nicht vielmehr nur in der Lage, dass zu zitieren, was andere sehen. Ich hab ja vielen gegenüber eine kritische Grundhaltung und bin der Meinung, dass es nicht schadet sich mal Gedanken zu machen und diese auch zu äußern, auch wenn sie nicht der allgemein gängigen Meinung, wissenschaftlichen Erkenntnissen oder Umfrageergebnissen entsprechen. Vor allem in der Interpretation von Kunst sollte der Spielraum grenzenlos sein. Oft wird der Kreis auf das Werk selbst oder den Künstler Beschränkt und der Betrachter, man selbst wird bei der Interpretation ausgeschlossen.

Natürlich hatte der Künstler eine Intention als er an seinem Kunstwerk arbeitete. Wir als Betrachter können aber nur interpretieren, aber nie wirklich wissen, was der Künstler wirklich mit seinem Werk ausdrücken will. Das Werk an sich ist der Ausdruck einer Idee, eines Abstraktum im Geiste des Künstlers, das zu einem sinnlich erfahrbaren Konkretum wird.
Aber wie gesagt können wir nie hunderprozentig wissen, was der Künstler für uns erfahrbar machen will (es sei denn er ist so nett und sagt es uns). Dann setzen die Kopfschmerzen ein (Flick Collection im Hamburger Bahnhof, autsch), weil wir einfach nicht raffen was uns diese riesige rot gelbe Leinwand sagen will.



Wir besuchen Galerien und Museen um im besten Fall um eine bestimmte Wahrheit zu ergründen, eine Offenbarung zu erleben und sind dann enttäuscht, verwirrt und manchmal auch ziemlich angepisst darüber 10 Euro Eintritt gezahlt zu haben, sobald dieses Erlebnis ausbleibt.
Das Problem bei der Betrachtung von Kunst ist, dass wir davon ausgehen, dass jeder Mensch die Welt so wahrnimmt, wie ich sie selbst wahrnehme. Ein Stuhl ist für jeden ein Stuhl, eine Wurststulle für jeden eine Wurststulle und die Tatsache bei Kaisers einzukaufen und ein paar Cent mehr zu bezahlen, statt bei Netto seine Zeit in der Schlange zu vertrödeln ist für jeden unverständlich. Was den Begriff angeht, so ist Stuhl für jeden Stuhl (der Stuhl auf dem man sitzt!). Ob jeder den Gegenstand, der mit dem Begriff Stuhl bezeichnet wird, so wie ich wahrnimmt (oder nur einen Haufen Scheiße sieht) ist für mich jedoch unmöglich zu wissen.

In der Kunst sehe ich das ähnlich. Die Bedeutung eines Werkes ist universal, vor allem schon aufgrund der Tatsache, dass die Kunst an sich (lassen wir jetzt mal die Baukunst, Handwerkskunst, Eiskunstlauf etc. aus dem Spiel) an keinen eindeutigen Zweck gebunden ist.

Meine Idee, also die Idee des Betrachters muss nicht zwangsläufig mit der Idee des Künstlers übereinstimmen. Kunst spricht eine Sprache, die universal gedeutet werden kann, in dem wir unsererseits eine Idee, ein Gefühl entwickeln.Falls das Gefühl auf sich warten lässt und stattdessen doch wieder nur Kopfschmerzen einsetzen, nicht die Hoffnung aufgeben. Ich bin mir sicher, es gibt für jeden die passende Kunst.

Meine kommt aus Schweden und wird gemacht von einem gewissen Martin Formgren.

(Bilder: Martin Formgren)
Bilder, die das scheinbar letzte Aufbegehren einer sterbenden Welt darstellen, die letzten paar Sekunden bevor sie sich im schwarzen Loch der Leinwand verliert. Momentaufnahmen von sich auflösenden Landschaften, tragisch schön. Ich glaub vor Martin Formgren hat es noch kein Künstler geschafft, mich (mit nichtgegenständlicher Malerei) dermaßen zu begeistern und zu faszinieren.
Durch Zufall bin ich in Stockholm in einer kleinen Galerie auf seine Arbeiten gestoßen. Hoffentlich hat man auch bald hier die Möglichkeit seine Bilder zu bewundern. Bis dahin einfach mal seine Webpräsenz besuchen.

Freitag, 11. September 2009

"In Grenzen frei"

Foto: © Ute Mahler
Als Gestalter bin ich ja der Meinung, dass einem guten Design ein konkretes Problem, ein Mangel vorausgehen muss. Design ist sozusagen Problemlösung. Im Modedesign bleibt mir die Flut an immer neuen Kollektionen und Trends aber ein Rätsel. Kann man in Zeiten des (für mich) modischen Überflusses eigentlich noch von Modedesign reden. Design, also die äußere Form sollte sich im besten Fall an menschliche Bedürfnisse richten und befriedigen, einen konkreten Zweck verfolgen. Bei der Fülle des Angebots und der scheinbar immer kürzeren Zyklen, in den Trends kommen und gehen, stellt sich mir die Frage ob sich das Modedesign wirklich am Menschen und seinen Bedürfnissen orientiert und nicht umgekehrt, dass wir wie in einem modischen Hamsterrad rennen und verzweifelt versuchen Schritt zu halten um nicht mit unseren veralteten Klamotten im gesellschaftlichen Abseits zu landen.
Im Gegensatz dazu steht bzw. stand die Mangelwirtschaft der DDR, in der die Mode (von staatlicher Seite) eher stiefmütterlich behandelt wurde. Da aber wie gesagt ein Mangel der Auslöser des kreativen Prozesses, d.h. Design ist, überrascht es nicht, dass eine Gegenbewegung im Untergrund entstand. Im DIY-Verfahren wurde dem sozialistischen Einheitsbrei entgegengesteuert und Bedürfnisse befriedigt, die die Planwirtschaft nicht im Stande war zu befriedigen.
Leider nur noch bis 13. September kann man im Berliner Kunstgewerbemuseum mehr über den modischen Untergrund in der DDR erfahren. Ich hab leider auch erst leider relativ spät von erfahren, sonst hätte ich vielleicht schon früher drüber geschrieben. Aber da die Uasstelung auch kein Geheimnis ist, werden die einen oder anderen vielleicht schon von gehört haben. Die, die jetzt erst davon erfahren, sollten jetzt die nächsten Tage nutzen und hingehen. Absolut empfehlenswert.

I went to Stockholm...

and all i got is a lousy Erkältung. Aber wie Johann schon einmal bemerkte gibt es eigentlich keine Zeit, in der ich nicht erkältet bin. Wie auch immer, ich bin froh wieder in der Heimat zu sein.