This is Chris NOT LA

Montag, 16. November 2009

24 Fotografen


(Bild: 24Fotografen)

Eher zufällig bin ich heute, nachdem ich auf dem Nachhauseweg noch einen kleinen Umweg durchs Scheunenviertel gemacht hab, auf der Ausstellung der Abschlussklassen der Ostkreuzschule gelandet.
Reichlich vorhandene Zeit meinerseits und der recht korrekte Eintrittspreis von 3 Euro (bzw. 2 Euro ermäßigt) waren Argument genug um mir mal wieder einen Überblick über die junge Fotografieszene zu verschaffen.
Gezeigt wird die ganze Bandbreite von Dokumentar- und Pressefotografie bis Kunstfotografie. Wobei sich die Genres auch gern mal überschneiden und die Grenzen verwischen.
Besonders gefallen haben mir die Fotos von Philipp Maubach, Alexander Labrentz und Judith Stenneken.

Philipp Maubach dokumentiert in seiner Serie Jugendboxen - Berlin junge Boxer an der Schwelle zum Erwachsenwerden. Gekonnt hällt er die Ernsthaftigkeit fest mit dem sie den Sport betreiben, ihr Initiationsritual auf dem Weg vom Kind zum Mann.

 
(Bild: 24Fotografen

Alexander Labrentz stellt in seiner Serie Arbeit und Leben Aufnahmen aus Mast- und Schlachtbetrieben Portraits der Angestellten gegenüber. Trotz der ungeschönt offenen Darstellung der Tiere und deren Lebensbedingungen, hat man als Betrachter und Nicht-Vegetarier nie das Gefühl angeklagt zu werden. Eine Tatsache, die bei dieser Thematik doch recht selten vorkommt. Zu diesem Gefühl tragen auch stark die Mitarbeiter Portraits bei. Die abgebildeten Personen schweben irgendwo zwischen Routine und Schuld, Job und Gewissen, so dass es schwer fällt ein Urteil über sie zu fällen.


(Bild: 24Fotografen)


Judith Stenneken hat den Flughafen Tempelhof festgehalten, der scheinbar in einer Zeitschleife gefangen war, bis er schließlich im letzten Jahr endgültig geschlossen wurde.


(Bild: 24Fotografen

Die Ausstellung läuft noch bis zum 22. November in der Jüdischen Mädchenschule Auguststraße 11–13.




Samstag, 14. November 2009

Von zart bis hart




Die Illustrative bot auch dieses Jahr mal wieder einen wunderbaren Überblick über die zeitgenössische Illustrationsszene und zeigte eine Menge schöner Bilder, die, hätte man sie auch im Kontext, also z.b. dem zu begleitenden Text gezeigt, auch mehr als schöne Bilder hätten sein können. Wirklich gute Illustrationen zeichnen sich für mich dadaurch aus, dass sie dem eine Einheit mit dem illustrierten Thema bilden, es inhaltlich stützen und begreifbar machen.
Ein besonders gutes Beispiel fand sich unter den ausgestellten Büchern. Neben dem Rauchertagebuch von Frank Höhne, in dem er auf sympathisch humorvolle Art seinen Weg zum Nichtraucherdasein schildert, war es ein Buch, das mir besonders in Erinnerung blieb. Bizarr - Das Kompendium nennt sich dieses Werk. Interessant für alle, die nix zum Gespräch beisteuern können , wenns mal um Sadochmasochismus, Fetische und ähnliches geht. Auf 400 Seiten und mit 1500 Einträgen wird der Laie dann vollends aufgeklärt. Kein verlegenes Schweigen mehr, weil einem zum Thema Kliniksex nix geistreiches einfällt.



Nicht nur vom Standpunkt der Bildung, sondern auch vom gestalterischen Standpunkt ein wahres Fest. Farben, Typografie, Optik und Haptik (schwarzer Latexeinband!) und vor allem die Illustrationen ergeben ein stimmiges Gesamtbild. Vor allem von den Illustrationen war ich begeistert.




Normalerweise reißen mich ja simple Vektorillus nicht unbedingt vom Hocker und hätte man sie wie die den Großteil der anderen Illus auch, in Rahmen an die Wand gehängt, sie hätten wohl kaum meine Aufmerksamkeit erregt. Doch im Zusammenhang unterstreichen sie einerseits, die teilweise klinische Kälte der dargestellten Objekte und die sachliche Strenge des Lexikons andererseits.
Leider musste ich feststellen, dass es zur Zeit noch nicht zu kaufen gibt, da es noch an einem Verlag mangelt. Wollen wir hoffen, dass es nicht lange so bleibt.

Soundtrack fürs Wochenende

Donnerstag, 5. November 2009

Wir haben ein Problem

Stefan Sagmeister
(Bild: elahoffman.pl)


Der gestrige Abend hats mal wieder gezeigt, als Designer hat man es nicht leicht auf dieser Welt. Da sitzen wir, ein Kommunikationsdesigner und eine Modedesignerin, in meiner Lieblingsbar und trinken ganz entspannt ein zwei Bierchen, als eine Gruppe von drei Herren, ihres Zeichens Mathematiker, ein Gespräch mit uns anfangen, in dessen Verlauf einer der drei Mathematiker wissen wollte, was ich denn so tue. Als ich mich dann als Kommunikationsdesigner geoutet hatte, sah ich das riesige Fragezeichen über seinem Kopf schweben. Nach kurzer Erklärung, dass es bei Werbung anfängt, über Zeitungen bis hin zu nem Handyinterface reicht und eigentlich alles umfasst, das im groben Schrift und Bild beinhaltet, nahm die Katastrophe ihren Lauf. Ich hätte den Begriff Werbung überhaupt nicht erwähnen sollen, denn jetzt wurde ich nur noch darauf reduziert und musste mir vorwerfen lassen ich manipuliere nur und der Beruf des Designers sei sowieso oberflächlich und überflüssig. So ging das dann ne knappe halbe Stunde. Jeder Versuch von mir zu erklären, dass Werbung eine eher untergeordnete Rolle spielt wurde konsequent ignoriert. Ich finds erschreckend, wie man so arrogant und ignorant gegenüber anderen Menschen und seiner eigenen Umwelt sein kann, in der ohne Gestaltung einfach nichts, rein garnichts wirklich funktionieren würde. Aber scheinbar ist diese Tatsache bei den Menschen noch nicht wirklich angekommen.

John Galliano
(Bild: cakenotcoke.com)


Bestenfalls finden wir als exzentrische Mode
designer in der Öffentlichkeit Beachtung, aber der Großteil der Designer, und das betrifft vor allem Modedesigner, fristen ein Nischendasein in großen und auch kleinen namenlosen Unternehmen und leisten einen wertvollen kulturellen, aber vor allem wirtschaftlichen Beitrag. Ja, auch das T-shirt von KiK Textildiscount für € 1,99 hat ein Modedesigner gestaltet. Dummerweise wurde der Begriff in Vergangenheit viel zu oft missbraucht, ja vor allem in der Werbung. Was gibts nicht alles, Designer Jeans, Designer-Feuerzeuge, Designer-Kugelschreiber, selbst Klobrillen werden als Designer Ware vom örtlichen Baumarkt angepriesen. Ja, Designer das klingt erstmal ganz toll, edel und teuer. Es klingt meistens aber auch nur so. Ja, ich muss zuegeben, ein wenig Manipulation ist schon dabei (aber das machen ja eigentlich die Werbetexter ;). Aber eigentlich gehts ja nicht um das Produkt selbst, sondern um das was es kommuniziert und um den schon bereits im Kunden existierenden Wunsch, die Sehnsucht nach einem bestimmten Gefühl, das es befriedigt. Insofern ist es ja dann doch keine Manipulation, da diese Sehnsucht nach etwas edlem und teurem schon existiert und von der Designer-Klobrille nur angesprochen und befriedigt wird. Es ist nicht die Klobrille die wir kaufen, sondern die Befriedigung des Wunsches sich auch beim Stuhlgang wie ein richtig toller Typ zu fühlen. Ähnlich bei Bekleidung. Verarbeitungsqualität spielt eigentlich keine Rolle, nur noch der emotionale Wert, inwieweit dieses Kleidungsstück meine Wünsche und Sehnsüchte berfriedigen kann. So kann es auch schnell mal die Zara Kopie vom aktuell sehr angesagten Balmain Blazer sein.


Toni Garrn für Zara
(Bild: LesMads)


Die Tatsache, dass es hierbei um eine eigentlich dreiste Kopie einer kreativen und kulturellen Leistung, in diesem Fall vom Christophe Decarnin, geht, die normalerweise sanktioniert werden müsste, wird hier vollkommen außer Acht gelassen. Denn Zara schafft es, indem es für ihre Werbekampagne ein bekanntes Model (Toni Garrn) bucht, das kopierte Stück nicht kopiert wirken zu lassen. Die Gleichung in diesem Fall wäre: Balmain Kopie + bekanntes Top Model = Befriedigung einer Sehnsucht für wenig Geld. Ebenso ohne den bitteren Beigeschmack nur eine billige kopie zu tragen. Toni Garrn trägt es ja schließlich auch.
Worauf ich hinaus will, wir Designer haben ein Problem. Das einerseits von der Tatsache herrührt, dass wir Menschen uns nicht darüber im klaren sind oder es uns nicht eingestehen wollen, wer wir sind und wer wir eigentlich sein wollen, dass Manipulation eigentlich nicht stattfindet, sondern eine Bedürfnisbefriedigung, die in vielen Fällen auf diese scheinbar
manipulative Art eben am besten zu erreichen ist.
Andererseits auch vom Designer selbst verursacht wird, weil er sich oft selbst nur in dieser romantischen Rolle vom erfolgreich illustrierenden Freelancer oder haute couture schneidernden Stardesigner sehen will und die graue Realität, in der man vielleicht den Angebotsflyer von ALDI layouten muss, gerne mal ausblendet. Ich will mich da garnicht ausklammern. Zu Beginn meines Studiums hatte ich ganz offen und ehrlich überhaupt keinen Plan worauf ich mich da eigentlich einlasse. Es klang einfach nur nach ner super Sache. Mitlerweile hab ich ich festgestellt, das vieles doch nüchterner und auch bodenständiger ist, als ich anfangs dachte. Und genau das sollte auch so kommuniziert werden. Eine breit angelegte Imagekampagne für mehr Akzeptanz und Bewusstsein für Design, sofort!